Genau den richtigen Tag zwischen den Regenfronten hatten sich sieben Bergfreunde des Skiclubs Essingen ausgewählt, als sie bei stabilem Sommerwetter nach Oberstdorf aufbrachen. Die Wanderung auf das Nebelhorn war eine Bergtour mit Einschränkungen, denn der größte Streckenanteil verlief auf befahrbaren Wirtschaftswegen.
Für den Start in die Bergsaison war aber absichtlich diese Tour gewählt. Wer nicht gleich die anspruchsvollen 1.400 Höhenmeter am Stück angehen wollte, konnte zwischendurch in die Seilbahn umsteigen und so die Strecke abkürzen. Ein grandioses Bergerlebnis durften wir trotzdem alle genießen. Vor allem auf den ersten 500 Höhenmetern beeindruckte der schmale und teils ausgesetzte Waldweg durch das Faltenbachtobel mit seinem rauschenden Wildwasserbach und tosenden Wasserfällen.
Ab der Mittelstation Seealpe ging es dann zwar ruhig auf breiten Wegen weiter, die aber mit Steigungen von bis zu geschätzten 30 % doch recht kräftezehrend blieben. Unsere Beine waren deshalb dankbar, als das Gipfelziel erreicht war. Ein neu geschaffener Tunnel durch den Nebelhorngipfel erschließt jetzt den Weg zum Nordwandsteig. Dieser gesichterte Gitterplattenweg rund um den Nebelhorngipfel eröffnet neue Perspektiven in fast alle Himmelsrichtungen. Frei über nahezu senkrechten Abgründen stehend, schaut man hinüber in das Ostrachtal und das Hintersteiner Tal und hat freien Blick auf den Verlauf des Hindelanger Klettersteigs. In der Ferne sind zahllose markante Vertreter der Alpengipfel wie Zugspitze, Hochvogel und das Ifenplateau auszumachen.
Mit der Gondelbahn schwebten wir knieschonend wieder zurück nach Oberstdorf. Bei leckeren Eisbechern ließen wir die Erlebnisse des Tages Revue passieren. Dass Oberstdorf trotz der Touristenströme seinen ländlichen Charakter bewahren konnte, durften wir bei der Abfahrt erleben. Eingekeilt zwischen Kühen warteten wir in unseren Autos ab, wie der Dorfsenn am Abend seine Herde quer durch den Ort zurück auf die heimischen Kuhställe verteilt.